Angelika Fornell und Ronny Thalmeyer spielen in der Komödie „Glück“ die 60-jährigen Louise und Alexandre, die sich bei einem One-Night-Stand kennen lernen.
Angelika Fornell und Ronny Thalmeyer spielen in der Komödie „Glück“ die 60-jährigen Louise und Alexandre, die sich bei einem One-Night-Stand kennen lernen. Quelle: Böger
 
Tiftlingerode

Vom „DT-X“-Keller in die Gymnastikhalle der Grundschule: Das Deutsche Theater (DT) hat für einen Abend die Komödie „Glück“ des französischen Autoren Eric Assous von Göttingen nach Tiftlingerode gebracht. Das Gastspiel war bereits das vierte in dem Dorf – und restlos ausverkauft.

„Der Theaterabend hat schon Tradition“, sagte Ortsbürgermeister Gerd Goebel (CDU). „Wir freuen uns, dass wir eine gute Verbindung zum Deutschen Theater haben.“ Es sei relativ schwierig, das Ensemble zu verpflichten, weil es immer ausgebucht sei. Und: „Der Aufwand ist gewaltig“, sagte Goebel. Technik, Beleuchtung und das gesamte Bühnenbild, das von Johannes Frei gestaltet wurde, mussten knapp 30 Kilometer gefahren und wieder aufgebaut werden, sodass die Gymnastikhalle der St.-Nikolaus-Grundschule sich in den „DT-X“-Keller verwandelte. Dort zeigen die Schauspieler Angelika Fornell und Ronny Thalmeyer die Komödie, bei der Ruth Messing Regie führte, bereits in der zweiten Spielzeit.

Angelika Fornell und Ronny Thalmeyer aus dem Ensemble des Deutschen Theaters spielen vor der Turnhallenkulisse der Grundschule in Tiftlingerode
Angelika Fornell und Ronny Thalmeyer aus dem Ensemble des Deutschen Theaters spielen vor der Turnhallenkulisse der Grundschule in Tiftlingerode. Quelle: Böger

Eine ganze Beziehung durchlebt

Sie spielen darin die 60-Jährigen Louise und Alexandre aus Paris, die einen klischeehaften One-Night-Stand miteinander verbringen. Doch als er am Morgen danach gehen will, lässt sie ihn nicht. Die Beiden werden ein Paar, lieben sich, streiten sich, missverstehen sich, betrügen sich und wollen doch beide das Gleiche: das Glück finden. Das Publikum durchlebt eine ganze Beziehung mit den beiden, mit komischen und traurigen Momenten. „Wir werden glücklich sein, du wirst schon sehen“, sagt Louise, gespielt von Fornell, am Ende. „Bloß, weil wir keine 20 mehr sind, heißt das doch nicht, dass wir keine Illusionen mehr haben dürfen.“

Für Fornell war der Abend der erste „Abstecher“ nach Tiftlingerode. „Das macht sehr viel Spaß, denn man spürt, dass das Publikum ein bisschen anders reagiert als im Keller“, sagte sie. „Sie lachen an anderen Stellen. Und in den ernsten Momenten ist der Saal richtig still. Ich mag diese Herausforderung, dass man das Publikum erobert.“

Ausverkaufte Gymnastikhalle

120 Zuschauer waren in die ausverkaufte Gymnastikhalle gekommen. Sie waren sich einig über die schauspielerische Leistung von Fornell und Thalmeyer. „Sie mussten so viel Text können und hatten keine Pausen zwischendurch“, sagten einige. „Mit wenig Requisiten haben sie sehr viel herausgeholt. Sie mussten, was sie gewohnt sind, vergessen und sich auf die neuen Gegebenheiten einlassen.“

Nur darüber, ob Louise und Alexandre das Glück am Ende fanden, waren sich die Zuschauer uneins. „Sie haben es immer wieder gefunden“, sagte eine Zuschauerin. „Glück findet man über Erfahrungen und Erinnerungen. In dem Moment, wo man es merkt, ist es schon wieder vorbei.“ Eine andere Besucherin hat sich in dem „typischen Rollenklischee“ des Stücks wiedererkannt. „Es geht nicht um den Weg zum Glück, sondern das Glück ist der Weg“, sagte sie.

Ortsbürgermeister Gerd Goebel (CDU) dankt den Schauspielern Angelika Fornell und Ronny Thalmeyer (links) für das Gastspiel
Ortsbürgermeister Gerd Goebel (CDU) dankt den Schauspielern Angelika Fornell und Ronny Thalmeyer (links) für das Gastspiel. Quelle: Böger

Kulturelle Arbeit im Ort fördern

Auch der Duderstädter Bürgermeister Wolfgang Nolte (CDU) saß im Publikum. „Das war großartig“, sagte er und betonte, wie wichtig es sei, die Region im kulturellen Alltag zu vernetzen. Auch der Ortsbürgermeister will die kulturelle Arbeit im Ort intensiv fördern. „Wir haben in Tiftlingerode drei Chöre mit über 80 Mitwirkenden, die jede Woche proben. Das ist schon einmalig in dieser Region“, sagte Goebel. Außerdem seien die Kooperation mit dem Nachbarort Immingerode und die St. Nikolaus Grundschule als Kulturträger wichtig.

„Kultur gehört ins Dorf und ohne Kultur ist ein Dorf tot“, sagte Goebel. „Auch im kommenden Jahr in der Herbstzeit werden wir wieder versuchen, das Deutsche Theater nach Tiftlingerode zu holen.“